Repro-Objektive sind keine standardmäßigen „Allzweck“-Objektive. Stattdessen gehören sie zu einer spezialisierten Kategorie, die als Repro- oder Prozessobjektive bekannt ist. Sie wurden in erster Linie für eine ganz bestimmte Aufgabe entwickelt: scharfe, verzerrungsfreie und farbtreue Bilder zu erzeugen. Dadurch waren sie unentbehrlich für die Herstellung von Farbseparationen, Druckplatten und anderen Reproduktionsvorlagen.
Beispiele europäischer Repro-Objektive:
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Rodenstock* Apo-Ronar* und Apo-Gerogon*
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Carl Zeiss* Apo-Tessar* und Apo-Germinar*
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Staeble (Agfa*) Repromaster*, Super Intergon* und Ultragon*
Wichtige Merkmale:
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Apochromatische Korrektur: Dies ist der Schlüssel zum Verständnis der Leistungsfähigkeit dieser Objektive. Es bedeutet, dass das Objektiv drei verschiedene Lichtwellenlängen (Rot, Grün und Blau) auf eine gemeinsame, scharfe Fokusebene bringt. Diese chromatische Korrektur geht über die Standard-Achromaten hinaus und ist entscheidend, um Farbsäume zu vermeiden und eine naturgetreue Farbwiedergabe zu erreichen.
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Optimiert für 1:1-Abbildung: Repro-Objektive erreichen ihre maximale Leistungsfähigkeit, wenn das Motiv auf dem Film in Originalgröße (1:1) abgebildet wird. Ihr Design minimiert Abbildungsfehler und Verzerrungen genau bei diesem Abbildungsmaßstab. Zwar können sie auch für Unendlichkeit eingesetzt werden, ihre Höchstleistung entfalten sie jedoch im Nahbereich.
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Symmetrischer Aufbau: Repro-Objektive besitzen in der Regel einen symmetrischen Aufbau. Diese Bauweise ist von Natur aus sehr gut gegen Verzerrungen korrigiert – ein entscheidender Vorteil bei Repro-Arbeiten, bei denen ein absolut planes Bildfeld und gerade Linien unerlässlich sind.
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Planes Bildfeld: Sie sind so konstruiert, dass das gesamte Bild – von der Mitte bis in die äußersten Ecken – gleichmäßig scharf und kontrastreich wiedergegeben wird. Diese „Flachfeld“-Eigenschaft ist besonders wichtig beim Kopieren von Dokumenten oder Kunstwerken, da ein gekrümmtes Bildfeld die Ränder unscharf erscheinen ließe.
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Geringe Verzerrung: Aufgrund ihrer Konstruktion weisen Repro-Objektive praktisch keine Verzerrungen auf. Das ist ein großer Vorteil bei Architektur- oder technischen Aufnahmen, bei denen schon die kleinste Krümmung gerader Linien unakzeptabel ist.
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Geringe Lichtstärke: Ein typischer Kompromiss für dieses hohe Maß an Korrektur ist eine vergleichsweise geringe maximale Blendenöffnung, meist f/9 oder kleiner. Da Repro-Arbeiten üblicherweise in kontrollierten Studio-Umgebungen mit Dauerlicht durchgeführt werden, ist eine große Blendenöffnung nicht erforderlich. Die kleinere Lichtstärke erlaubt ein einfacheres, kompakteres Objektivdesign, das leichter von Abbildungsfehlern korrigiert werden kann.
Heutige Verwendung: Auch wenn Repro-Arbeiten heute überwiegend digital erfolgen, haben Repro-Objektive ein neues Leben bei Fotografen gefunden, die ihre einzigartigen Eigenschaften schätzen. Sie sind beliebt für:
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Landschaftsfotografie: Viele Landschaftsfotografen schätzen die extreme Schärfe, den hohen Kontrast und die Freiheit von chromatischen Aberrationen. Sie akzeptieren den engeren Bildwinkel und die geringe Lichtstärke zugunsten der außergewöhnlichen Bildqualität.
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Architekturfotografie: Ihre Verzerrungsfreiheit und das plane Bildfeld machen sie ideal für Architekturfotografie, besonders in Verbindung mit den Verstellmöglichkeiten von Großformatkameras zur Perspektivkorrektur.
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Makro- und Nahfotografie: Ihre Konstruktion macht sie hervorragend geeignet für Stillleben, Produktfotografie und andere Formen der Nahaufnahme.
Zusammenfassend sind Repro-Objektive eine spezialisierte Klasse optischer Systeme, die für ihre apochromatische Korrektur, ihre Flachfeldleistung und ihre extreme Schärfe berühmt sind. Ursprünglich für hochwertige Repro-Arbeiten entwickelt, haben ihre einzigartigen Eigenschaften sie zu einem Favoriten unter Fotografen gemacht, die in verschiedenen Anwendungen die höchstmögliche optische Qualität anstreben.
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